Das Schultergelenk ist von allen Gelenken am häufigsten von Ausrenkungen (Schulterluxation) betroffen. Das Gelenk ist im Gegensatz zu anderen großen Gelenke weichteilgeführt. Das heißt, dass die umgebenden Weichteile für die Stabilität sorgen, nicht etwa knöcherne Strukturen.
Das Schultergelenk ist aber auch das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers, so dass die richtige Balance zwischen Mobilität und Stabilität gefunden werden muss. Man muss drei verschiedene Instabilitätsformen unterscheiden um die richtige Behandlungsart zu wählen.
Hier liegt ein Unfall zugrunde bei dem die Schulter ausgekugelt ist. In der Regel erfolgt das Wiedereinrenken im Krankenhaus. Kugelt die ein zweites Mal aus, liegt eine Instabilität vor.
Ursache ist hier eine angeborene zu gute Beweglichkeit des Gelenkes mit einer zu weiten Gelenkkapsel. Das Auskugeln der Schulter passiert ohne Unfall, bei Alltagsbewegungen oder im Schlaf. Dem Patienten gelingt oft selbst die Schulter wieder einzurenken.
Der Patient kann seine Schulter nur durch Muskelzug ausrenken. Dies ist aber eine sehr seltene Form der Schulterinstabilität.
Der Patient berichtet über den Hergang der ersten Schulterluxation. Es ist genau zu erfragen, ob ein Unfall vorliegt oder nicht. Wie wurde die Schulter wieder eingerenkt? Wie oft ist die Schulter ausgerenkt? Wie hoch ist die Überkopfbelastung? Dies sind wichtige Fragen um die Art der Schulterinstabilität festzulegen.
Es gibt zahlreiche Tests die es uns erlauben die verschiedenen Formen einer Schulterinstabilität zu unterscheiden. Wichtig sind entsprechende Röntgenbilder, die als Spezialaufnahmen angefertigt sein müssen, um Veränderungen der Knochen zu zeigen. Selten ist eine Computer- oder Kernspintomographie notwendig.
Ziel der Behandlung ist eine frei bewegliche und stabile Schulter, die alle Funktionen erlaubt.
Die Behandlung hängt entscheidend von der Form der Instabilität ab.
Wir führen die Operation in der Mehrzahl der Fälle arthroskopisch durch, das in der „Schlüssellochtechnik“. Die durch Ausrenken abgerissenen Kapsel-Band-Strukturen werden mit speziellen Knochenankern wieder angenäht.
Zuerst versuchen wir ohne eine Operation zu behandeln. Der Patient durchläuft ein intensives Rehabilitationsprogramm, um durch Kräftigung der Muskulatur der Instabilität entgegen zuwirken. Sollte dies nicht gelingen, erfolgt auch hier eine arthroskopische Operation. Die zu weite Kapsel wird verkleinert um der Instabilität entgegen zu wirken.
In seltenen Fällen führen wir auch offene Operationen durch, besonders in Fällen bei denen schon zuvor Operationen ohne Erfolg durchgeführt wurden. Hier wird eine Knochenblockoperation durchgeführt, bei der Rabenschabelfortsatz versetzt wird (Latarjet-Operation).
Zuerst erfolgt eine Ruhigstellung der Schulter im Schlingenverband (Schulter-Abduktionsorthese), je nach Art der Instabilität zwischen 3 und 6 Wochen. Dann folgt eine Zeit der intensiven Krankengymnastik, um langsam die Beweglichkeit wiederherzustellen, einen entsprechenden Plan erhalten Sie bei der Entlassung. Kontaktsport ist bis zu einem halben Jahr nach der Operation nicht erlaubt.